Unter der sogenannten Hydrotherapie (Wasserheilkunde) versteht man Anwendungen mit warmem, vor allem aber mit kaltem Wasser. Die Wasserheilkunde gehört zu den ältesten Behandlungsformen und wurde bereits im alten Rom angewandt. Bis heute wird die Hydrotherapie zur Vorbeugung und Behandlung akuter und chronischer Beschwerden angewendet.
Sebastian Kneipp (1821-1897) hat sich vor mehr als 150 Jahren selbst mit Wasser geheilt. In jungen Jahren, als Theologiestudent in München, war Kneipp schwer an Tuberkulose erkrankt. Von den Ärzten aufgegeben, fiel ihm ein kleines Büchlein in die Hände: „Von der Heilkraft des kalten Wassers“ von Johann Siegmund Hahn.
Man kann es sich kaum vorstellen, aber tatsächlich ließ er sich darauf ein, ein Ganzkörperbad in der kalten Donau zu nehmen. Im November! Er lief den langen Weg von 45 Minuten zum Donauufer, um den Körper zu erwärmen. Dort tauchte er für 3-4 Sekunden in das eiskalte Wasser ein und lief den Weg im Eiltempo zurück, um den Körper wieder auf eine angenehme Temperatur zu bringen.
Einen Vorgang, den er in Abständen von wenigen Tagen mehrfach wiederholte und gesund wurde. Kerngesund! Denn immerhin wurde er 76 Jahre alt, was für diese Zeit beachtlich war. Rund 50 Jahre hat Sebastian Kneipp an seiner Hydrotherpaie geforscht und diesr in seinen Kneippkuren erweitert und angewandt!
Was ist Wasser für dich?
Erfrischung und Lebenselixier allemal, nicht wahr? Wasser reinigt, kühlt oder wärmt, stillt den Durst und ist einfach unentbehrlich und kostbar. Die Lehre nach Kneipp hat die Hydrotherapie, die Wasserheilkunde voll und ganz in ihr Gesundheitskonzept aufgenommen. Gerne geben wir dir im Folgenden ein paar Beispiele, wie du die Hydrotherapie selber anwenden kannst.
Wie wirkt die Hydrotherapie nach Kneipp?
Eigentlich ganz einfach. Bei jeder Wasseranwendung werden Reize gesetzt und auf die Reize reagiert der Körper. Die temporäre Verengung der Blutgefäße mit anschließender Gefäßerweiterung fördert die Durchblutung im ganzen Körper. Kreislauf, Stoffwechsel und das Nervensystem werden auf gesunde Art und Weise angeregt und in ihrer Funktion gestärkt. Mit anderen Worten: Die Hydrotherapie hält den Organismus in Übung. Sie regt die Durchblutung an, kräftigt die Organe und macht sie widerstandsfähiger. Zudem wirkt sich der Wasserreiz positiv ausgleichend auf das Nervensystem aus. Sprich: je nach Befindlichkeit regt es an oder beruhigt.
Wo kann ich die Hydrotherapie anwenden?
Zum Beispiel im Wassertretbecken. Man findet diese in Parkanlagen, an kleinen Bächen, in Kurgemeinden, in Klostergärten oder in kneippzertifizierten Rehakliniken. Pfarrer Sebastian Kneipp, der sich nicht nur für das seelische, sondern auch für das leibliche Wohl seiner Schützlinge sorgte, hätte seine Freude daran, dass vielerorts Wassertretbecken entstanden sind. Alternativ zum Wassertretbecken bietet sich eine Badewanne, eine Fußbadewanne oder einfach ein Eimer an.
Für Armbäder eignen sich zum Beispiel Brunnen, die du auf deiner Wanderung findest. Zuhause genügt eine kleine Wanne oder ein Waschbecken.
Für Fußbäder eignet sich eine entsprechende Fußbadewanne oder die Badewanne selbst, wobei du hier viel Wasser verschwendest. Wie oben erwähnt, reicht aber auch ein großzügiger Eimer. Falls du ein Wechselfußbad machen möchtest, nimm am besten zwei.
Für Güsse aller Art hilft ein Schlauch, den du an den Wasserhahn anschrauben kannst. Oder, wenn du es dir ganz einfach machen möchtest, kannst du auch den Duschkopf abdrehen. So hast du einen Wasserstrahl, der sich für Güsse sehr gut anwenden lässt. Beim Guss ist es generell wichtig, dass das Wasser wie ein feiner Schleier über die entsprechenden Körperteile läuft.
Wie wende ich die Hydrotherapie richtig an?
Beispiel Wassertreten: Für die Kaltwassertherapie sollte das Wasser mindestens 8 bis höchstens 18 Grad kalt sein. Für das Wassertreten, die gängigste Form der kneippschen Wassertherapie, sollte dir das Wasser bis zu den Knien reichen. Wichtig ist, dass dein Körper und deine Füße warm sind, bevor du beginnst. Das Treten des Wassers erfolgt so, dass du deine Füße abwechselnd aus dem Wasser hebst. So hoch, dass Luft an die Fußsohle gelangt. Dann das Wasser mit der ganzen Sohle wieder hinunter treten – wie ein Storch.
Das machst du so lange, bis sich eine leichte Rötung zeigt oder sich ein schneidendes Gefühl in der Wade einstellt. Jetzt schnell aus dem Wasser! Doch Vorsicht – streife das Wasser nur ab und steige mit den noch feuchten Füßen in die Strümpfe und Schuhe. Um die Nacherwärmung zu garantieren, solltest du eine halbe Stunde rasch laufen.
Auch Tautreten hilft
Alternativ empfiehlt Kneipp das Tautreten. Laufe hierzu drei bis vier Minuten morgens durch eine taufrische Wiese zu laufen. Falls du mutig bist, kannst du im Winter auch ein bis zwei Minuten durch frischen Schnee laufen. Und wenn das alles nicht geht, so solltest du täglich 10 bis 30 Minuten täglich durch trockenes Gras laufen – barfuß natürlich!
Wofür ist das Wassertreten gut?
Wassertreten dient der Abhärtung und der Vorbeugung gegen Erkältungen. Helfen soll es auch bei Müdigkeit, Stress, Schlafstörungen, Kreislauf- und Durchblutungsstörungen. Auch Bluthochdruck, Ohrensausen, Schwindel und Asthma werden bei Kneipp genannt.
Gibt es Gegenanzeigen für das Wassertreten?
Wir denken, es ist gut, selbst herauszufinden, wie die Hydrotherapie nach Kneipp bei dir wirkt. Denke einfach daran, dass deine Füße warm sein sollten, bevor du ins Wasser steigst. Erwähnt wird bei der Lehre nach Kneipp, dass du diese Anwendung bei Ischialgien, bei Nieren- und Blasenbeschwerden und der Menstruation meiden solltest.
Übung: Das Augenbad
Nicht nur in den aktuellen Zeiten des Homeoffice werden unsere Augen am Computer stark strapaziert. Viele von uns verbringen einige Stunden am Tag vor dem PC. Das Resultat sind brennende, trockene oder auch tränende Augen.
Mit einem Augenbad kannst du, laut der Kneippschen Wassertherapie, nicht nur deine Augen wunderbar entspannen und stärken, du kannst gleichzeitig die Abwehrkräfte der oberen Atemwege, den Stirn-Nasen-Nebenhöhlenbereich, aktivieren. „Diese Augenbäder sind so schuldlos, dass sie bei Augengebrechen aller Art gebraucht werden können“, so Kneipp.
Was brauchst du für ein Augenbad?
Du brauchst für diese Hydrotherapie eine Schüssel mit 16 bis 18 Grad kaltem Wasser. Es gibt spezielle Augenbadewannen aus Glas. Für den Anfang genügt die einfache Schüssel.
Wie mache ich das Augenbad richtig ?
Du tauchst mit möglichst geöffneten Augen in das Wasser ein. Im Wasser solltest du deine Augenlieder immer wieder öffnen und schließen, quasi mit den Augen klimpern. Dies hat eine Wirkung, die ähnlich eines Scheibenwischers ist und die Augen reinigt.
Dann aufrichten, das Wasser abstreifen und mit den Augen etwa 10 bis 20 Sekunden hin und her rollen. Jetzt noch einmal mit dem Gesicht in das Wasser und darin ausatmen, wieder aufrichten, mit den Augen klimpern und wieder das Wasser nur abstreifen, nicht abtrocknen. Dies, um die Wirkung des kalten Wassers zu optimieren.
Diesen Vorgang kannst du so noch ein oder zwei Mal wiederholen. Du kannst das Augenbad täglich machen. Solltest du anfangs ein Brennen in den Augen verspüren, so wird sich das mit der Zeit geben.
Kann ich das Augenbad bei Allergien anwenden?
Ja, solltest du an Heuschnupfen leiden, ist das Augenbad eine wahre Wohltat für deine brennenden und juckenden Augen.
Nicht anwenden sollte man das Augenbad bei grünem und grauem Star oder du erkundigst dich bei deinem Augenarzt.
Quelle: Kneipp Verein Bad Vilbel
Ob Wassertreten, Arm- oder Fußbäder, Knie- oder Gesichtsguss – die Kneippschen Wasseranwendungen sind vielfältig und haben bis heute einen hohen Stellenwert in der Gesundheitstherapie. Wie das Wassertreten funktioniert, haben wir hier beschrieben. Ansonsten aber ist es sinnvoll, die Therapien nach Vorschrift zu machen. Denn es ist wichtig zu wissen, wo ein Kneippguss startet und wo er endet.
Eine genaue Anleitung findest du im Kneipp-Magazin. Vielleicht hast du auch Lust auf eine Kneipp-Woche in Bad-Wörrishofen. Sebastian Kneipp leitete hier ein Kloster und hat seine Wasserkuren angewandt und erforscht. Heute findest du dort ein Gesundheitszentrum rund um die Lehre nach Kneipp und kannst am eigenen Leib erfahren, warum Kneipp-Kuren wirken.
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